Obdachlosen-Zeltstadt in Flingern geräumt - „Stadt ist hilflos“ Ein „Totalversagen“?
Die Stadt hat die „überwiegend von suchtkranken Menschen als illegale Siedlung genutzte Baugrube am „Grand Central“ an der Kölner Straße und die anliegenden Bundesbahngelände“ in dieser Woche geräumt. Als „Totalversagen“ bezeichnet dies das Bündnis für bezahlbare Wohnraum.
„Auf der Fläche campierten in behelfsmäßigen Verschlägen überwiegend stark drogenkranke und/ oder psychisch veränderte Personen“, so ein Stadtsprecher weiter. Diese Nutzung sei baurechtlich unzulässig, die Problematik mit dem einbrechenden Winter und niedrigen Außentemperaturen noch verschärft, worden. Ordnungsdezernentin Britta Zur zeigte sich zufrieden: „Unsere Strategie, den Einsatz bereits im Vorfeld mit einer konsequenten Ansprache durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zu begleiten, hat sich bewährt.“ Die auf dem Gelände Angetroffenen seien polizeilich überprüft, zudem erneut Hilfs- und Unterbringungsangebote gemacht worden.
Seit Anfang November habe die Stadt die sich in der Baugrube aufhaltenden Personen über eine zeitnah bevorstehende Räumung informiert. Sie erhielten durch das Streetwork mehrfach Angebote zur Aufnahme in das Düsseldorfer Hilfenetzwerk für Obdachlose und zur Unterbringung in kommunale Unterkünfte. Durch die intensive Vorarbeit hätte sich die Zahl der Menschen vor Ort drastisch reduziert. Insgesamt seien zu Beginn der Räumung noch fünf Personen auf dem Gelände angetroffen worden.
Helmut Schneider, Sprecher des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf, rekapituliert aus seiner Sicht: „Catella hat das Gelände 2015 von der Post gekauft. Gebaut wurde dort aber nichts. 2019 hat Catella den größten Teil der Projektgesellschaft samt Grundstücken mit Gewinn weiterverkauft. Dieser Teil gehört heute der von Insolvenz bedrohten Adler Group. Und obwohl Düsseldorf dringend neue Wohnungen braucht, hatte Adler gar nicht die Absicht zu bauen, sondern hat nur auf höhere Preise spekuliert.“
Die Stadt habe sich zwar immer wieder bemüht geäußert, letztlich aber hilflos zugeschaut, dass sich auf dem Gelände absolut nichts getan hat: Es habe keine Zwangsmaßnahmen gegeben, keine Ordnungsgelder wurden verhängt oder auch nur angedroht. „Offensichtlich sind Staat, Stadt und Öffentlichkeit machtlos, wenn es um Großkonzerne geht. Doch wenn es um arme, wohnungslose und suchtkranke Menschen geht, dann können Staat und Polizei durchgreifen.“ Der seit acht Jahren brachliegende größte Teil des Grand Central zeugt von politischem Totalversagen. „Die Stadt darf den Bau von Wohnungen nicht privaten Investoren überlassen, sie muss selbst Wohnungen bauen. Wohnen ist keine Ware!“
Katja Goldberg-Hammon,SPD-Ratsfrau in Oberbilk betont: „Die Problemlage am ‚Grand Central‘ kann aus unserer Sicht nur mit sozialpolitischen Mitteln gelöst werden, rein ordnungspolitische Maßnahmen sind hier nicht zielführend. Es bringt nichts, die Menschen einfach zu verdrängen. Sie verschwinden dadurch nicht aus der Stadt, sondern verstreuen sich in der Umgebung und sind für aufsuchende Hilfen schwieriger erreichbar.“