Grandioses Buch

Das Gerresheimer Evangeliar ist noch bedeutender als bisher angenommen.

272 Pergamentseiten - nur mit Handschuh anzufassen.

Foto: schrö

Das hat eine Fachtagung im Gerresheimer Stift ergeben, zu dem Experten aus ganz Deutschland angereist waren. Beate Johlen-Budnik von der Kirchengemeinde St. Margareta ist immer noch ergriffen von den Fakten: „Dieses Wochenende hat uns einen großen Schritt weitergebracht. Es war toll.“ Jahrzehntelang hatte die Wissenschaft bestimmt, das Gerresheimer Evangeliar sei einer „Malerischen Sondergruppe“ zuzurechnen und damit einen Schatten auf die Qualität des Werkes aus den Jahren nach 1020 geworfen. Doch mittlerweile neigen die Experten eher dazu, es direkt der berühmten Kölner Malerschule zuzuordnen. „Das waren mindestens drei Schreiber, die ihr Metier verstanden.“ Frau Johlen-Budnik selbst hat eine Notiz gefunden und ihr entnehmen können, dass das Buch zusätzlich zum Eichenholz- von einen silbernen Deckel geschützt wurde. „Und der war ungefähr ein Kilogramm schwer.“

Zusätzlich wurden in der jüngeren Vergangenheit Ritzzeichen entdeckt, „die auf ein großes Dekor hinweisen.“

Noch wichtiger als das Äußere aber sind die inneren Werte. „Das Werk muss man als identitätsbildend für das gesamte Damenstift ansehen.“ In der karolingischen Minuskel, also einer damals gebräuchlichen Kleinbuchstabenschrift, sind neben den vier Evangelien Urkunden, Treueschwüre und Schatzverzeichnisse aufgeschrieben worden, die für die lokale Rechtsprechung und natürlich für den Gottesdienst unverzichtbar waren. „Es ist ein Buch des Lebens.“ Und eine der bedeutendsten Geschichtsquellen. Vor allem die handschriftlichen Nachträge wurden noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Nun soll mit finanzieller Unterstützung der Bürgerstiftung Gerricus ein Aufsatzband aus den Erkenntnissen des Wochenendes abgeleitet werden, mit den Bildseiten des Evangeliars - wahrscheinlich im Frühsommer des kommenden Jahres.

Wer sich die Seiten einmal ansehen will, geht auf www.der-gerresheimer.de und klickt dort aufs Evangeliar

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)