Kunst-Star Günther Uecker und sein „Lichtbogen“ Ein Stoßgebet

Günther Uecker hat für den Schweriner Dom neue Kirchenfenster entworfen, um der gotischen Backsteinkathedrale, deren Buntverglasung über die Jahrhunderte verloren gegangen war, ihr ursprüngliches, farbiges Licht zurückzugeben. Den Arbeitsprozess und besondere Ausstellungsstücke dazu präsentiert das Goethe-Museum in seiner Sonderausstellung.

Günther Uecker hat für den Schweriner Dom neue Kirchenfenster entworfen, um der gotischen Backsteinkathedrale ihr ursprüngliches, farbiges Licht zurückzugeben.

Foto: Stadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

In der Ausstellung „Lichtbogen“ zeigt das Goethe-Museum, Jacobistraße 2, erstmals 13 jeweils drei Meter hohe Fenster-Entwürfe Günther Ueckers auf Leinwand sowie Tafeln aus geätztem Überfangglas. An diesen mit Glasschmelzfarben bemalten, blauen Tafeln kann nachvollzogen werden, wie die aquarellartig fließenden Farbverläufe und die wie Lichtreflexe auf dem Meer glitzernden Aussparungen in Glas „übersetzt“ wurden. Ein Film von Michael Kluth dokumentiert die Anfänge des Projektes von Ueckers Begehung des Schweriner Doms bis zur Betrachtung der „Lichtbogen“ beim Besuch des Pastors Volker Mischok in Günther Ueckers Werkstatt im Düsseldorfer Hafen.

„Nicht nur Museumsbauten sind Orte der Kunst. Diese Gotteshäuser – ob christliche Kirche, Synagoge, Moschee oder Tempel – sind Stein gewordenes Halleluja, das wir aus dem Unsichtbaren formulieren“, so der renommierte Künstler. „Himmlische Ortschaften, in denen Gebet und Liturgie ihren Platz haben und damit die Vergegenwärtigung göttlicher Existenz unmittelbar möglich machen.“

Die ersten beiden von insgesamt vier von Uecker gestalteten Fenster sind im September 2023 mit einem Gottesdienst im Schweriner Dom der Gemeinde übergeben worden. Die beiden weiteren Fenster werden im Herbst 2024 folgen.

Im Jahr 2020 arbeitete der Künstler während der Corona-Pandemie zurückgezogen in seiner Werkstatt im Düsseldorfer Hafen an den Fensterentwürfen, die er „Lichtbogen“ nennt. Uecker beschreibt den Arbeitsprozess wie folgt: „Wasserfarben, Tinte, Tempera und Leim, vermischt, auf Papier und Leinwand aufgetragen, bilden im Vermischen der Pigmente im Wasser eine fließende Randzone. Ein Lichtbogen, der uns ins Universum führt auf der Narbe unserer Verletzungen. Der Pinselstab, angebunden wie ein Zirkel, bildet eine Linie, durchdringt den Malgrund im Aufbegehren einer Lebenskraft, wie ein Stoßgebet eines vitalen Handelns, eine Bedrängnis zu überwinden.“

Darüber hinaus wird im Goethe-Museum mit Exponaten aus der Sammlung Kippenberg der Bogen zu Goethe geschlagen: zu seiner Auseinandersetzung mit der Gotik in jungen und in späteren Jahren, zu seiner Faszination für Naturphänomene wie leuchtende Himmelsbögen und zu seinen Beobachtungen zur Farbe Blau in der „Farbenlehre“.