Liebesbriefe an C. „Mein ganzes Leben“

Düsseldorf · Seit einigen Wochen prangen im Düsseldorfer Stadtraum Nachrichten auf Plakaten und Aufklebern, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, sondern sehr privat. Es sind „Briefe an C“...

Die Liebesbriefe in der Flaschenpost sind etwa in einer Astgabel in Urdenbach platziert.

Die Liebesbriefe in der Flaschenpost sind etwa in einer Astgabel in Urdenbach platziert.

Foto: Briefe an C.

„Für dich doch immer”,

das waren die

ersten Worte,

die ich zu dir sagte.

So jedenfalls

erinnere ich es.

Es sind Auszüge aus Liebesbriefen wie dieser, die im Rahmen des Kunstprojekts Briefe an C. auf Papier gedruckt wurden und nunmehr in Bahnunterführungen, auf Wänden oder an Stromkästen daran erinnern, dass die Liebe – trotz allem, was um uns herum geschieht – das Größte und Wichtigste ist und bleibt. Und dass Gefühle Menschen dazu bringen, seltsam-schöne Dinge zu tun.

Adressat und Absenderin der Briefe an C. bleiben bei der Aktion im Verborgenen, teilen aber, so viel wird immerhin preisgegeben, denselben Arbeitgeber. „Wir sind nichts, nichts als Kollegen” heißt es in einem der Briefe. Die Absenderin wünscht, das wäre anders. Aber die Situation scheint nicht eben hoffnungsvoll. Im Frühjahr 2024 beschließt sie deshalb, C. zu schreiben. Natürlich würde sie die Briefe am liebsten an ihn schicken. Aus Gründen, die hier keine Rolle spielen, ist das allerdings nicht möglich. So entsteht Briefe an C., dessen Herzstück Flaschenpost-Sendungen sind. Die Absenderin druckt die Briefe aus, steckt sie in Flaschen und übergibt die Flaschen gut verschlossen dem öffentlichen Raum in Düsseldorf und Umgebung. Sie verbuddelt sie im Sand der Neusser Ölganginsel. Wirft sie in den Brunnen am Bertha-von-Suttner-Platz. Platziert sie auf einer Astgabel am Urdenbacher Altrhein. Den Rest übernimmt der Zufall. So es ihn denn gibt.

Über ein halbes Dutzend Flaschenpost-Sendungen wurden seit April 2024 verschickt. Parallel dokumentiert die Absenderin ihr Tun auf Instagram und Facebook. Dort zeigt sie Fotos von den Orten, an denen sie die Flaschen hinterlässt, und macht aus jedem der Briefe ein bis zwei Sätze öffentlich. „Ich wollte dir auf Anhieb alles erzählen. Mein ganzes Leben, an einem einzigen Abend” heißt es in einem der Auszüge. „In diesen kurzen Momenten, in denen wir uns lachend in die Augen schauten, war die Welt der allerschönste Ort“ in einem anderen.

Die kurzen Schnipsel finden sich auch im analogen Raum wider: in Form von Plakaten sowie Aufklebern in Düsseldorf und anderswo. Via QR-Code kommen interessierte BetrachterInnen der Plakate und Sticker auf die Instagram- beziehungsweise Facebook-Seite des Projekts Briefe an C. und können so teilhaben, auch wenn sie selbst keine der Flaschenpost-Sendungen gefunden haben. Auch die Briefe selbst verweisen via QR-Code auf die entsprechenden Kanäle.

Mittlerweile hat sich die erste Flaschenpost-Finderin bei der Initiatorin des Projekts gemeldet. Sie hat die Nachricht aus der Düssel gefischt. Die Aufkleber mit den kurzen Auszügen aus den Briefen werden derweil längst nicht mehr ausschließlich in Düsseldorf verteilt. Zuletzt hat eine Stewardess, die beruflich viel unterwegs ist, angeboten, Sticker mit nach New York zu nehmen. Wer weiß, vielleicht prangt ja demnächst einer der Sätze aus den Briefen an C. auf der Brooklyn Bridge?

Ob C. selbst von der Aktion Wind bekommen hat, weiß die Briefeschreiberin übrigens bis heute nicht. Die beiden sind nach wie vor nichts, nichts als Kollegen. Sie wird ihm weiterhin schreiben. Wohlwissend, dass ihn die Briefe niemals erreichen...

(SP)
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