"Demokratie ist nicht selbstverständlich"
Am Totensonntag haben viele Menschen innegehalten und der Verstorbenen gedacht, auch der vielen hundert Toten unter den russischen Zwangsarbeitern im Osten Düsseldorfs.
Der sowjetische Ehrenfriedhof an der Blanckertzstraße in Ludenberg ist von einer kleinen Mauer umgeben. Drinnen warteten eine ganze Reihe von Bürgern auf den ersten Mann der Stadt, Thomas Geisel. Vor 70 Jahren endete ganz in der Nähe das Martyrium vieler Zwangsarbeiter. 1500 sowjetische Kriegsgefangene aber waren da schon gestorben und liegen hier begraben.
Der Vorsitzende des Gerresheimer Bürger- und Heimatvereins, Harald Posny, erinnerte nach einem getragenen Lied der Hubbelrather Dorfmusikanten an diese schlimme Zeit, "wir müssen uns gegen das Verdrängen der Schuld stemmen", bevor der Oberbürgermeister zum Mikro griff. "Die UdSSR hat die größte Last dieses Krieges getragen und die Rote Armee hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass wir zur Demokratie zurückkehren konnten."
Demokratie sei nicht selbstverständlich, das merke man gerade in diesen Tagen. "Wir müssen uns denen widersetzen, die uns terrorisieren, und wir müssen uns denen widersetzen, die die Vielfalt in unserem Land nicht ertragen können." Zum Schluss sagte Thomas Geisel noch: "Nur wenige Meter von hier haben wir vor wenigen Tagen eine Flüchtlingsunterkunft eröffnet." Manche fragten sich, ob Geschichte und Gegenwart zusammenpassten. "Ich verstehe diese Diskussion, aber ich halte das für sehr angemessen." Wo damals Barbarei herrschte, legt heute die Zivilisation mitfühlend Zeugnis ab. (schrö)