"Ich will nicht missionieren"

Er ist 30, studierter Wirtschaftsinformatiker und beruflich im Anzug unterwegs. Jetzt veranstaltet Christian Reich in seiner Freizeit Düsseldorfs erstes Veggie-Dinner.

Vegetarier mit Hang zur veganen Küche: Christian Reich (30).

Foto: Foto: ho

Herr Reich, sind Sie Vegetarier?
Ja, bin ich.

Warum?
Ich war extremer Fleischesser. Ich hab mir überall noch Wiener reingeschnippelt. Fleisch war eben immer da.

Aber dann gleich so ein extremer Schnitt?
Es ging dann relativ schnell. Eine Yoga-Woche, bei der es veganes Essen gab, war der Anstoß. Und dann habe ich Filme über Tierhaltung gesehen. Ich habe mich dadurch total verändert und wollte einfach kein Fleisch mehr essen.

Leben Sie denn jetzt konsequent vegan?
So vegan wie möglich. Zu Hause essen meine Freundin und ich vegan. Unterwegs ist das schwieriger. Ich bin gerade bei einem Kunden in Düsseldorf mit riesiger Firmen-Kantine. Da kann man froh sein, wenn man was Vegetarisches findet. Da musste ich jeden Tag fragen, was im Essen drin ist. Die wussten das selbst nicht genau. Auf Dauer war mir das zu anstrengend. Da konnte ich dann nur noch Gemüse und Salat essen.

Kamen Sie über Ihr eigenes Ess-Verhalten auf die Idee mit dem Veggie-Dinner?
Ja, genau. Ich hab' mich viel mit dem Thema beschäftigt und mit Freunden ausgetauscht. Es gibt ja ähnliche Formate, wie etwa Jumping-Dinner. Und da dachte ich mir, ich biete so etwas mal für Vegetarier und Veganer an. Denn die sind bei den bisherigen Formaten die Außenseiter.

Wie funktioniert Veggie-Dinner?
Man trifft sich in einer Wohnung. Ein Zweier-Team kocht, vier Leute kommen zu Besuch. Dann geht man zum nächsten Gang in eine andere Wohnung. Man lernt so immer wieder neue Leute kennen. Am Ende kommen dann alle zusammen und lassen den Abend gemeinsam ausklingen.

Wie viele können mitmachen?
Ich brauche immer 3 x 6 Personen. Also Mindestteilnehmerzahl: 18.

Das heißt, die Leute um mich rum, die wechseln immer wieder?
Genau. Man ist immer im Zweier-Team unterwegs.

Können sich auch Einzel-Personen anmelden?
Ja. Da muss ich dann gucken, dass ich die Leute zusammen bringe. Bei der Anmeldung sagt man dann auch, ob man Veganer oder Vegetarier ist.

Sind denn auch Fleisch-Esser willkommen?
Ja, klar. Beim ersten Mal waren interessanterweise die meisten Teilnehmer Alles-Esser.

Kann ich auch mitmachen, wenn ich gar nicht kochen kann?
Wenn Sie alleine mitmachen wollen, würde ich Ihnen ja jemand zur Seite stellen. Ich denke, das kriegt man hin. Es geht ja mehr um den Spaß als um das perfekte Menü.

Wie oft findet das Veggie-Dinner statt?
Ich hab es jetzt im Januar zum ersten Mal gemacht. Einmal im Quartal wäre schön.

Kann man damit reich werden?
Ich glaube, da gibt's bessere Geschäftsmodelle. Es gibt eine Anmeldegebühr , um den organisatorischen Aufwand wie die Internet-Seite abzudecken. Ich will damit kein Geld verdienen, aber am Ende soll es für mich Plus-Minus-Null ausgehen. Das ist einfach Hobby.

Ist da von Ihrer Seite auch ein bisschen Sendungsbewusstsein im Spiel?
Ich will nicht missionieren. Und ich will auch nicht, dass wir den ganzen Tag über Massentierhaltung und das Leiden von Tieren reden. Aber natürlich kommen solche Gespräche ganz automatisch. Und der eine oder andere Denkanstoß ergibt sich dann vielleicht.

Wann ist der nächste Termin?
Der steht noch nicht. Das hängt jetzt von den Anmeldungen ab.

Das Gespräch führte Yvonne Hofer

Mehr zum Veggie-Dinner: www.veggie-dinner.de