Ein jüdisches Schicksal: Liesel Ginsburg aus Stockum wird 100

Liesel Ginsburg aus Stockum, geborene Frenkel, vollendet am kommenden Sonntag, 12. April, ihr 100. Lebensjahr.

Geboren wurde sie in Rheydt. Sie besuchte in ihrer Heimatstadt die jüdische Volksschule und das Mädchengymnasium bis zur Mittleren Reife. Nach der Ausbildung arbeitete sie in der Rohstoff-Großhandlung ihres Vaters Julius Frenkel, bis der unter dem wachsenden Druck der Diskriminierung von Juden durch das NS-Regime sein Geschäft aufgeben musste.

Die Familie Frenkel wurde mit über tausend niederrheinischen Juden über den Güterbahnhof Derendorf nach Riga in Lettland verschleppt. Julius Frenkel verhungerte ein halbes Jahr später im Rigaer Ghetto, Liesel Ginsburgs Mutter Julie verlor in Auschwitz ihr Leben, Liesels Bruder Hans wurde im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Sie selbst war von 1943 bis 1945 Häftling der Konzentrationslager Kaiserwald und Stutthof, nach der Befreiung kehrte sie 1945 zurück nach Rheydt.

Sie eröffnete ein Textilgeschäft und heiratete 1949 Alexander Ginsburg, den sie als Leidensgefährten im Rigaer Ghetto kennengelernt hatte. Mit ihm bekam sie einen Sohn. Die Familie zog nach Köln, Liesel Ginsburg führte aber weiter ihr Textilgeschäft bis ihr Mann Alexander Ginsburg 1973 zum Generalsekretär des Zentralrats der Juden gewählt wurde. 1996 starb er.

Liesel Ginsburg zog 2006 in die Nähe ihres Sohnes nach Düsseldorf, wo sie heute in einem Pflegeheim lebt. Sie hat zwei Enkelkinder. Bevor sie schwer erkrankte, hörte sie gerne klassische Musik, beschäftigte sich mit Literatur und spielte oft Bridge.

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