Rund die Hälfte wird nicht bezahlt... Düsseldorf häuft 10,8 Mio. Überstunden an
Es ist der „Fleiß-Pegel“ von Düsseldorf: Rund 10,83 Millionen Überstunden haben die Menschen in in der Stadt 2023 am Arbeitsplatz zusätzlich geleistet. Davon 5,92 Millionen Arbeitsstunden zum Nulltarif – ohne Bezahlung.
Das geht aus dem „Überstunden-Monitor“ vom Pestel-Institut hervor. Die Wissenschaftler haben dabei die „Plus-Stunden im Job“ im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) untersucht. Ein „pikantes Ergebnis“, so Zayde Torun von der NGG Düsseldorf-Wuppertal: „Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Unternehmen in Düsseldorf durch unbezahlte Mehrarbeit rund 85,29 Millionen Euro quasi ‚geschenkt‘.“ Und das sei auf Mindestlohn-Basis gerechnet. Zudem sei der Überstunden-Berg auch ein Gradmesser für den „massiven Fachkräftemangel“.
Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten hätten die Beschäftigten 2023 in Düsseldorf rund 177.000 Überstunden. 72.000 davon ohne Bezahlung – quasi für umsonst, heißt es von Seiten des Instituts. Die Wissenschaftler haben bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstunden-Berechnung ist die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur von Düsseldorf.
Hotellerie und Gastronomie könnten nicht dauerhaft auf die „Goodwill-Überstunden“ ihrer Beschäftigten bauen. „Es wird höchste Zeit, das Fachkräfte-Loch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen“, sagt Zayde Torun. Das Gastgewerbe erlebe gerade einen regelrechten „Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub“. Ob in der Küche, im Service, an der Hotelrezeption oder an der Bar: „Die Branche versucht, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen“, berichtet die NGG-Geschäftsführerin. Mittlerweile seien 41 Prozent der Gastro-Beschäftigten in der Stadt Mini-Jobber.
Der Fachkräfte-Mangel und eine faire Bezahlung in der Gastronomie, im Lebensmittelhandwerk und in der Ernährungsindustrie würden auch ein Schwerpunktthema auf dem Gewerkschaftstag der NGG Mitte November in Bremen sein, zu dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird.