Zornige Schwanenmutter
Das Schwanenhaus im Hofgarten wird dicht gemacht. Der Grund: Die Stadt hat es verrotten lassen. Jetzt ist es baufällig. Genutzt wird es von Margarete Bonmariage. Sie ist sauer.
Als "Schwanenmutter" kennen sie viele Düsseldorfer. Margarete Bonmariage kommt mit dem Fahrrad. Eine schlanke, sportliche Frau. Kaum sehen sie die Schwäne, Gänse und Enten, geht das Geschnatter los. Sie wissen: Es gibt bald Futter. Ganter Max geht gleich auf Tuchfühlung mit Margarete Bonmariage. "Den habe ich selbst aufgezogen", sagt sie lachend. Seitdem ist Max anhänglich.
1996 war das Schwanenhaus schon einmal baufällig. "Damals hat die Messegesellschaft ein großes Fest auf dem Schadowplatz veranstaltet. Von den 100.000 Mark, die damals zusammenkamen, wurde das Haus saniert." Seitdem ist nichts mehr passiert. "Mit 70 habe ich hier aufgehört", sagt die Düsseldorferin. Das hielt bei ihr aber nicht lange an. Dass man sich nicht richtig um "ihre" Vögel kümmert, erträgt sie nicht. Also macht sie wieder weiter. Heute ist sie 79. Man sieht und merkt es ihr nicht an. Aber sie macht sich Gedanken.
"Was passiert, wenn ich nicht mehr kann?" Sie ist sich sicher, dass sich niemand finden wird, der sich täglich vor Ort um die Tiere kümmern wird. Mais und Weizen zum Verfüttern bekommt sie von der Stadt. "Rund 1200 Euro im Jahre gebe ich selber dazu", sagt sie. Davon kauft sie beispielsweise Salat für die Vögel dazu. Auch um kranke Tiere kümmert sie sich. Blaumeise, Schwan, Eichhörnchen, Specht - sie alle hat Margarete Bonmariage hier im Schwanenhaus schon gesund gepflegt. Gleichzeitig leistet sie Aufklärungsarbeit, damit nicht Unmengen an Brot im Hofgarten verfüttert wird. "Verbote bringen gar nichts", weiß sie aus jahrelanger Erfahrung.
Die Stadt hat ihr jetzt einen Container neben das marode Schwanenhaus gesetzt. Dort soll sie das Futter für die Vögel lagern. Das blaue Ungetüm lässt sich für Bonmariage nur mit Kraftanstrengung öffnen. Kaum sind die Türen offen, entströmt dem Container der intensive Gestank von altem Öl. "Darin kann ich kein Futter lagern. Dieser Gestank zieht in das Getreide." Man merkt ihr an: Sie ist zornig. Aber auch irgendwie resigniert. "Der Container soll demnächst gereinigt werden", sagt sie. Das bestätigt auch die Stadt.
Doch eigentlich geht es um viel mehr als einen stinkenden, blauen Container. Wie soll es weitergehen? Die Futterstelle am Schwanenhaus, die Versorgung der Tiere, das Sich-Kümmern - das ist so etwas wie das Lebenswerk von Margarete Bonmariage. Viele Jahre der ehrenamtlichen Arbeit. Ein einsturzgefährdetes Schwanenhaus und ein stinkender Container sind nicht unbedingt eine Würdigung desselben.