Flachsmarkt Zu den Rittern

Hier geht es historisch zu: Es wird gefilzt und gedrechselt, geschmiedet und getöpfert – und auch die mittelalterlichen Ritterspiele laden in diesem Jahr erneut dazu ein, über Pfingsten den Krefelder Flachsmarkt zu besuchen.

Ritter vermöbeln. Möglich wird dies auf dem Flachsmarkt in Krefeld.

Foto: Düsseldorfer Anzeiger/Dirk Jochmann

Die Faszination des Mittelalters scheint ungebrochen. Und dabei sind es nicht die Kleinen allein, die begeistert sind von wackeren Rittern, lustigen Spielleuten und der herausragenden Handfertigkeit der unterschiedlichen Handwerker, die Schmuck herstellen oder Kettenhemden, Seile oder Hüte. Der Flachsmarkt rund um Burg Linn in Krefeld findet auch in diesem Jahr über Pfingsten, vom 8. bis zum 10. Juni statt, und lädt die ganze Familie dazu ein, die mittelalterliche Kultur, aber auch das fast vergessene und ausgestorbene Handwerk im Besonderen zu entdecken.

Und so werden sich neben Bürstenmachern und Buchdruckern, Täschnern und Korbflechtern eben auch Brettchenweber und Bonbonmacher über die Schultern schauen lassen. Insgesamt rund 230 unterschiedliche Handwerker sind es, die zeigen, wie sie ihr altehrwürdiges Handwerk ausüben und damit fast vergessene Berufe in Erinnerung holen. Sie zeigen aber auch, wie mühsam es einst war, die unterschiedlichen Produkte herzustellen und wie sorgsam sie mit den jeweiligen Rohstoffen umgehen mussten.

Wie in jedem Jahr, so stehen auch in diesem die mittelalterlichen Ritterspiele im Mittelpunkt des Flachsmarktes. Dabei zeigen Traditionsgruppen authentisch ein mittelalterliches Leben und reichlich ritterliche Turniere. Insbesondere dabei geht es hoch und mitunter rau her, dann, wenn sich auf der großen Wiese vor der Burg die Ritter im Ringstechen, Helmschlagen, Rolandsreiten, Lanzenstechen und bei der Sauhatz zeigen und messen. Zudem ziehen Gaukler, Spielleute und Geschichtenerzähler in traditioneller Kostümierung über die Wiesen oder unterhalten „das schauende Volk“ auf den unterschiedlichen Bühnen rund um Burg Linn.

Die war tatsächlich einst Schauplatz eines historischen Flachsmarktes: Die Tradition des Marktes nämlich geht bis in die Zeit der Stadterhebung Linns um 1315 zurück. Bereits damals wurde der in der Umgebung angebaute Flachs, eine Pflanze, die zur Faser- und zur Ölgewinnung genutzt wurde, auf dem Linner Marktplatz, dem Andreasmarkt, verkauft oder gegen Haushaltswaren oder Vieh getauscht. Schon bald entwickelte sich der Flachsmarkt damit zu einem der bedeutendsten Märkte der Region.

Die Linner Märkte waren bei Flachshändlern und Bauern bis in den Raum Kempen und Erkelenz bekannt und beliebt. So kamen Händler und Krämer zu den Markttagen sogar bis aus Moers – immerhin rund 15 Kilometer entfernt und im Mittelalter eine lange Wegstrecke – nach Linn und boten neben Flachs und Leinen auch Eisen-, Holz-, Leder- und Korbwaren sowie Steine, Töpferwaren und Textilien an. Aber auch Pferdegeschirr, Getreide und später auch Fleisch und Brot konnte man einst auf dem Markt bis ins frühe 19. Jahrhundert erwerben.

Die Tradition wurde 1974 – zunächst zaghaft – erneut aufgenommen und wiederbelebt. Und was damals mit fünf Handwerkern begann, ist heute eine imposante Veranstaltung und Fundgrube für alle, die handwerkliche Produkte zu schätzen wissen und den Handwerkern gerne bei ihrer Arbeit rund um die alte Wasserburg zuschauen, oder dem mittelalterlichen Geist nachspüren wollen. Dann, wenn der Falkner seine Vögel zur Flugschau in den Himmelsteigen lässt. Dann, wenn im Ritterlager die Waffen klirren, an der großen Tafel geschmaust wird und Bänkelsang und Moritaten weithin über die Wiesen erschallen. Dann, wenn bei der Märchenstunde in der Vorburg die Rede ist von den alten Zeiten.

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