Apotheken-Schwund - „Wir fühlen uns im Stich gelassen“ „Wege werden weiter“

Apotheken erfüllen eine staatliche Aufgabe – die Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, auch sonntags und an Feiertagen. Doch: Die Zahl der Apotheken sinkt seit 25 Jahren. Ende 2024 gab es erstmals weniger als 2.000 öffentliche Apotheken in einem der größten Kammerbezirke Deutschlands – in Nordrhein, in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf, so die zuständige Kammer in einer aktuellen Pressemeldung.

Anlaufpunkt Apotheke - „Die Bedingungen, eine Apotheke zu führen oder gar neu zu eröffnen, werden immer schlechter.“

Foto: ABDA Bundesvgg. Dt. Apothekerverbände

Dort heißt es weiter: „Noch gibt es in jeder Kommune mindestens eine Apotheke, doch die Wege für Patienten werden weiter, vor allem im Notdienst.“ In den verbliebenen Anlaufstellen hätten Apothekerinnen und Apotheker als Heilberufler immer weniger Zeit, sich um die Patienten zu kümmern.

Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, fast die Lage aus seiner Sicht zusammen.„Zu wenig Honorar, zu viel Bürokratie, schlimme Lieferengpässe bei Medikamenten und der auch bei uns herrschende Fachkräftemangel – die Bedingungen, eine Apotheke zu führen oder gar neu zu eröffnen, werden immer schlechter.“ Persönliche Beratung, die direkte Verfügbarkeit von Medikamenten, individuell hergestellte Arzneimittel – die Liste der Vorteile sei lang, die Apotheken gegenüber ausländischen Versendern und neuartigen Internetplattformen hätten. „Dennoch fühlen wir uns auch in diesem Bereich von der Politik im Stich gelassen.“

Es könne nicht sein, dass man rezeptpflichtige Arzneimittel durch das Ausfüllen von Fragebögen per Post zugeschickt bekomme. „Wir als Kammer gehen gegen solche Auswüchse vor. Arzt und Apotheker sind für die Gesundheit da, nicht irgendwelche Geschäftemacher im Netz.“

2024 haben in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf laut Kammer-Auskunft 66 Apotheken für immer geschlossen. Dem gegenüber stehen lediglich fünf Neueröffnungen, also insgesamt 61 Apotheken weniger in der Region. Damit entsprächen die Zahlen vermutlich genau dem Trend, den man in ganz Deutschland beobachten kann.

Die meisten Schließungen gab es in Düsseldorf (7). Zum 31. Dezember 2024 lag die Gesamtanzahl in der Landeshauptstadt bei 151 Betrieben, Anfang 2024 waren es noch 158. Zum Vergleich: Ende 2019 zählte die Kammer 172 Apotheken, Ende 2014 gar noch 181.

„Wir brauchen endlich ein politisches Gegensteuern. Immer weniger Apotheken seit einem Vierteljahrhundert – das ist unerträglich“, erklärt Hoffmann, der vor wenigen Wochen zum Präsidenten der Bundesapothekerkammer gewählt wurde und sich damit ab sofort auch auf Bundesebene stärker einbringen will. „Die Apotheken erhalten heute noch ein Honorar wie vor 20 Jahren – ein absolutes Unding, angesichts enorm gestiegener Kosten in allen Bereichen. Dass der Gesetzgeber hier gegensteuern muss, liegt auf der Hand. Und hier lassen wir uns künftig nicht mehr mit der Aussage, dass kein Geld da wäre, abspeisen.“

Formal seien Apotheker Freiberufler – de facto aber fast so etwas wie Beamte, die im Auftrag des Staates eine hoheitliche Aufgabe wahrnehmen würden. Hier müsse der Staat endlich auch seiner Verantwortung gerecht werden. Hoffmann: „Es kann nicht sein, dass Inhaber, die das volle wirtschaftliche Risiko mit ihrem Privatvermögen tragen, weniger Geld haben als ihre Angestellten.“

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