Neues Dokument: „Handakte“ des Serienmörders Peter Kürten aufgetaucht 13 Briefe vom „Vampir“...
Die Presse Anfang der 1930er Jahre taufte ihn „Vampir von Düsseldorf“, er war (neun Morde, vielfache Mordversuche) der meistgesuchte Serienkiller der Weimarer Republik (siehe Kasten). Mit dem aktuellen Auftauchen einer sogenannten „Handakte“ erhält der Fall „Peter Kürten“ nun neue Puzzlestücke. Die - teils persönlichen - Unterlagen des damaligen Ermittlungsrichters Dr. Carl Hertel gelangten kürzlich in den Besitz des Stadtarchivs - jetzt erfolgte eine Übergabe.
Seine Akte behielt Hertel bei sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er noch mit 71 Jahren Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Dort überließ er sie dem damaligen Generalbundesanwalt Max Güde, dessen Sohn sie wiederum nun an das Stadtarchiv Düsseldorf weiterleitete.
Dort ist Dr. Benedikt Mauer der Leiter. Er ist aus kriminalhistorischer Sicht begeistert: „Mit diesen Unterlagen kann der Prozess gegen Peter Kürten um wichtige Aspekte ergänzt werden.“ In der „Handakte“ finden sich mehrere Briefe Peter Kürtens aus der Haft. Auch Schreiben seiner Frau an den Untersuchungsrichter sind erhalten. Weitere Schriftstücke sind etwa Gutachten, Zusammenfassungen von Anhörungen, stenographische Notizen des Ermittlunsgrichters „die“, so Mauer, „bislang noch gar nicht vollständig ausgewertet sind“. Hinzu kommen Zeitungsausschnitte und Fotos. Hertel ergänzte die Unterlagen auch noch über seine eigene Tätigkeit als Untersuchungsrichter hinaus, indem er die Berichterstattung über den eigentlichen Prozess, das Todesurteil und die Hinrichtung vor allem anhand von Zeitungsberichten dokumentierte.
Vom Täter selbst sind insgesamt 13 Briefe dabei, fünf stammen von seiner Frau Auguste, die später unter dem Namen Schmitt in Leipzig weiter lebte. Während man den Zeilen der Mörder-Gattin den Schock über Kürtens Taten sowie vor allem den Abbruch der auch brieflichen Beziehung zu ihrem Mann entnimmt, ergeht sich Kürten selbst vornehmlich in einfachen Betrachtungen des Tatermittlungsgeschehens. Er offenbart nur an wenigen Stellen so etwas wie ein Tateingeständnis, beklagt sich in anderen Zeilen aber relativ banal über Rückenschmerzen, die zu seinem Verdruss nicht zu einer Unterbrechung der Verhandlung führten.
Stadtarchivar Mauer bezeichnet Hertels „Handakte“ als „Mosaikstein“, der den Fundus vom Fall des Düsseldorfer Serienkillers vervollständigt. Insgesamt 223 Verfahrensbände zum Fall Peter Kürten sind im NRW-Landesarchiv gelagert. „Deshalb „konnten wir die Dokumente auch nicht einfach behalten“, erzählt Mauer. So erfolgte nun die Übergabe der „Handakte“ an das in Duisburg beheimate Archiv-Kollegium. Die Leiterin der dortigen Abteilung Rheinland, Dr. Martina Wiech, berichtet von der Nutzung dieser Dokumente: „Doku-Produktionen und Podcasts in aktuellen Zeiten, Filmemacher greifen auf die Unterlagen zwecks Recherche zurück.“
Das war auch bei Fritz Langs Kino-Meisterwerk „M - eine Stadt sucht einen Mörder“ (von 1931) mit Peter Lorre in der Hauptrolle der Fall. Der Stoff war an den Fall Kürten angelehnt. Im Film plädiert die Verteidigung des Täters für das Aussetzen der beantragten Todesstrafe aufgrund einer psychischen Erkrankung. Das Ende bleibt offen. In der Realität hoffte auch Kürten, für geisteskrank erklärt zu werden. Vergeblich. Ein Gnadengesuch wurde abgelehnt, am 2. Juli 1931 wurde Peter Kürten in Köln hingerichtet.